Samstag, 19. Mai 2012

Kambodscha - Phnom Penh, Besuch bei Andrea und Shianoukville

Phnom Penh!

Hier der zweite Teil zu meinem Aufenthalt in Kambodscha. Wie bereits erwähnt, ging es von Siem Reap weiter nach Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. 

Wir sind mittags angekommen und abends noch mal ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Phnom Penh ist ziemlich groß, was man an der Vielfalt der Geschäfte gemerkt hat. Auch waren hier die alltäglichen Dinge wesentlich billiger, als in einer Touristenstadt wie Siem Reap.

S-21 und die Killing-Fields

Am nächsten Tag haben wir uns dann das S-21 und die Killing-Fields angesehen. Einer der nicht so ermunternden Teile dieses Berichtes. Das S-21 war das "Sicherheitszentrum" im Krieg der roten Khmer. Es hatte eine ähnliche Funktion wie die Konzentrationslager im zweiten Weltkrieg. Gefangene wurden gefoltert um Informationen aus ihnen zu bekommen. Zu den Gefangenen gehörten einfache Zivilisten, Gebildete Menschen und auch vermeintliche Verräter aus den eigenen Reihen. Viele von ihnen waren unschuldig und wurden so lange gefoltert, bis sie Dinge zugaben, die ihnen in den Mund gelegt wurden, nur um den Qualen zu entkommen. Im Anschluss wurden sie hingerichtet, ob sie ausgesagt hatten oder nicht. Bis auf ein paar wenige Flüchtlinge, die es lebend geschafft haben, wurden alle ausnahmslos umgebracht.


Öffnungszeiten S21:
10:00 Uhr - 15:00 Uhr

Zwei mal täglich wird ein Video vorgespielt, der Geschichten der damaligen betroffenen erzählt. M. E. nach sehenswert. Die erste Vorstellung findet um 11 Uhr statt, an die Zeit der zweiten erinnere ich mich leider nicht mehr.


Gebäude Trakt A des S-21.

Die Sicherheitsregeln für Gefangene. Sie geben einen Aufschluss darüber, wie grausam es hier zugegangen ist.

Bevor das Gymnasium zum S-21 umfunktioniert wurde, waren dies Turngeräte. Sie wurden zu Foltergeräten umgewandelt, mit denen Gefangene in Bottiche Getunkt wurden, die mit Fäkalien gefüllt waren.

Eine Zelle im S-21. Wer in so einem Loch gefangen war hatte noch Glück und wurde nicht, wie manch andere Gefangene in großen Räumen gemeinschaftlich an Stangen am Boden festgekettet.
Dies geschah per Exekution auf den Killing-Fields. Hier wurden die Gefangenen mit verbundenen Augen in Lastwagen angefahren. Es lief laute Musik, so dass man die Schreie nicht direkt hören konnte. Dann mussten sie sich vor ein großes Loch knien und wurden i.d.R. erschlagen. Die Munition zum Erschießen wäre zu teuer gewesen.
Ein Bild, dass die Geschehnisse auf den Killingfields beschreibt. Ein Baum diente dazu, Babys an ihm zu erschlagen.

So friedlich es auch wirken mag, jede dieser Absenkungen im Boden war ein Massengrab für hunderte von Menschen, die auf den Killing-Fields exekutiert wurden

Trapeang Sdok - besuch bei Andrea

Das Khmer Neujahr habe ich bei Andrea verbracht, einer ehemaligen Arbeitskollegin, die in Kambodscha ein Volontariat als Englisch- und Deutschlehrerin gemacht hat. Hier habe ich einen weiteren tiefen Einblick in die Kultur Kambodschas erhalten. Zum Khmer Neujahr, kommen alle Familienangehörige, die es sich leisten können, aus den Städten zurück auf's Land um mit ihren Familien zu feiern. Es wird zusammengesessen, gegessen, getrunken, gespielt und getanzt. Wir waren jeden Tag woanders eingeladen und so viel wie in diesen Tagen habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Überall wurde Essen auf den Tisch gestellt. Dass man gerade erst andere Leute besucht hat, wo es reichlich Essen gab, interessierte nicht und man will ja auch nicht unhöflich sein und gar nichts essen. Einen Abend haben wir gemeinsam gekocht und ich habe es mir nicht nehmen lassen Bratkartoffeln mit Spiegeleiern zu machen. Ich weiß nicht wie vielen es wirklich geschmeckt hat, aber sie wurden leer. :-)
Gemeinsames Essen mit Schülern und Freunden von Andrea. Auch  Sonja war mit dabei, eine Österreicherin, die einen kambodschanischen Freund hat - der unglaublich gut kochen kann! :-)
Das auf dem Bild ist Palmenwein. Er wird im selben Beutel verkauft, in dem er hier ausgeschenkt wird. Für uns eine lustige Vorstellung, ein Getränk im Beutel zu kaufen. Andere Länder, andere Sitten!
Die Schule in der Andrea unterrichtet hat. Im ersten Stock des rechten Gebäudes sind die Schlafsäle  für die Lehrer.

Das Khmer Neujahr wird drei Tage gefeiert. Am dritten Tag sind wir auf den Phnom Chisor gewandert. Ein Tempel in der Nähe von Tropeang Sdok, auf dem ein alter Tempel steht. Hier werden zum Neujahr buddhistische Rituale abgehalten. Der Weg nach oben ist recht hart, aber ist man erst mal oben, hat man eine wunderschöne Aussicht über das umliegende Land.
Die Aussicht vom Phnom Chisor.




Mönche die unter einem Bodhi-Baum auf ihre Gaben warten.
Ein gegrilltes Huhn. Schmeckt zwar wie bei uns, ist mit einem komischen Bauchgefühl verbunden,  wenn sie so "naturbelassen" serviert werden.
In der Zeit habe ich einige Wörter Kambodschanisch gelernt und wurde zum Lacher, als ich mir ein paar Eier für's Abendessen kaufen ging. Die Dame im kleinen Laden sprach kein Englisch und ich zu wenig Kambodschanisch um ihr zu sagen was ich möchte. Dann habe ich mit den Händen die Form eines Eis gemacht und ein Huhn immitiert. Sie wusste immer noch nicht, was ich von ihr wollte. Dann habe ich glücklicherweise in einem Regal hinter ihr die Eier entdeckt und auf sie gedeutet. In einem späteren Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass in Kambodscha i.d.R. Enteneier gegessen werden. Kein Wunder, dass die Frau mich nur verdutzt angeschaut hat, als ich ein Huhn imitiert habe. Enten gackern ja nicht!
Andrea kam heim und hat die Story von den Nachbarn natürlich gleich brühwarm erzählt bekommen. :-)
Die Tage vergingen recht schnell und nach einer Weile hatte ich mich auch an mein Bett gewöhnt, welches lediglich aus einem Holzgestell und einer Bastmatte bestand, welches von einem Fliegennetz vor Mücken geschützt wurde. 
Mein Bett. Gewöhnungsbedürftig, aber eine Erfahrung wert! :-)
Wenn Kambodschaner feiern und tanzen, spielen sie immer ein paar aktuellere Titel und dann etwas Kambodschanische Musik, zu der alle gemeinsam im Kreis tanzen.
Meist steht eine Stange oder etwas ähnliches in der Mitte, um die dann getanzt wird.
Hier die Anlage, welche (soweit ich weiß) am Abend gemietet wird un dann auf einem solchen Gefährt angeliefert und betrieben wird. :-)
Andrea und ihr Freund Dy - hier voll mit Babypuder. Das bringt Glück für's neue Jahr!
Am Tag nach Neujahr bin ich weiter nach Kampot gefahren... 

Kampot

Bleiben wo der Pfeffer wächst ... so sagt man es bei uns. Doch Kampot war schöner, als man es dem Betroffenen in jener Redewendung wünscht. Der Weg nach Kampot war nicht ganz einfach, da ich über mehrere kleine Städte bis nach Kampot fahren musste. Die Fahrt war stellenweise eine echte Tortur. Mein bisheriger Rekord: 20 Leute + 3 Kinder inkl. Gepäck in einem Minivan!
Hier meine Sitzreihe im Minivan. Ich hatte genau eine halbe Pobacke Platz auf der zweistündigen Fahrt.
Auf Grund mehrerer Empfehlungen bin ich zum Blissful Guesthouse gefahren und habe dort in einem Dorm für 2$ die Nacht geschlafen. Das Blissful Guesthouse ist sehr schön gemacht und es wurde Abends nette Unterhaltung, wie z.B. eine Quizznight angeboten. Die Fragen entsprachen einem Trivial Pursuit aus den Siebzigern, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. 
Am ersten Tag in Kampot habe ich mir zusammen mit einem Fahrer eine Höhle angesehen, in der ein Tempel gebaut wurde. Ein paar kleine Mädchen haben sich dort als Guide etwas Geld verdient und sind mit den Touristen durch die engen Gänge geklettert.
Ein Bild aus der Höhle. An der Decke hingen ein paar Fledermäuse, eine habe ich sogar im Flug erwischt. :-)
Im Anschluss bin ich nach Kep und von dort mit dem Boot nach Rabbit Island gefahren. Bis zum Abend habe ich am Strand der Insel rumgelegen, bin geschwommen, habe gelesen und etwas geschlafen. Nachdem ich mit dem Boot zurück nach Kep gefahren bin, hat mein Fahrer auf mich gewartet. Ich habe das erste mal grünen Pfeffer gegessen und mir im Anschluss mit ihm die Pfefferplantagen angeschaut.
Rindfleisch mit frischem grünen Pfeffer (unser schwarzer Pfeffer ist geröstet, daher schwarz).
So wächst also Pfeffer! :-)
Auf dem Heimweg sind wir noch an den recht unspektakulären Salzfeldern vorbei gefahren. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Sihanoukville, welches an der Südwestküste von Kambodscha liegt.

Sihanoukville, Koh Rong und zurück!

In Sihanoukville angekommen habe ich mich mit Kathrin am Otres Beach wieder getroffen. Sie war bereits eine Weile dort und hat das Neujahr auf einer einsamen Insel gefeiert, auf der es weder Strom noch richtige Hütten gab. Wir haben eine Nacht in einem Hotel am Otres Beach geschlafen und sind am nächsten Tag gleich weiter nach Koh Rong gefahren, was mir von vielen Leuten empfohlen wurde.
Ein wunderschöner Sonnenuntergang am Otres Beach in Sihanoukville.
Koh Rong ist eine kleine Insel, ca. 2 Std. mit dem Boot von Sihanoukville entfernt. Strom gibt es hier nur gegen Abend, etwa vier Stunden, wenn die Generatoren für die Beleuchtung angeworfen werden. Auf Koh Rong kann man nicht wirklich viel machen. Es gibt eine Tauchschule, einige Unterkünfte, ein paar Bars und Restaurants und das war es auch schon. Hört sich nicht gerade prickelnd an, aber es ist ungemein entspannend, wenn man nach dem vielen unterwegs sein mal zum nichts tun gezwungen wird. Die letzten Monate habe ich jeden Tag damit verbracht mir irgendetwas in dem Ort anzusehen, in dem ich gerade war oder sonstwie die Zeit sinnvoll zu nutzen. Auch wenn viele vielleicht denken, es ist wie Urlaub, kann es doch recht anstrengend sein, den ganzen Tag von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu touren und sich auf die Herausforderungen einzulassen, die dieses Vorhaben mit sich bringt. Nicht so auf Koh Rong - es gab ja nichts zu tun. Was es jedoch gab, waren die schönsten Strände, die ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe! Es war nicht viel los auf der Insel und so hatten wir die Strände so ziemlich für uns alleine. Ist man ein Stück gelaufen, kam man zu einem Strandabschnitt der mehrere Kilometer lang war, ins türkisfarbene Wasser mündete. Es war wirklich traumhaft schön.
Leider hatten wir am schönsten Strand nur Bücher und keine Kameras mit, dieser hier war aber auch sehr schön und kommt dem anderen schon sehr nahe.
Ausblick aus unserem Zimmer. Wir haben stolze 10$ Dollar pro Nacht bezahlt, aber die Lage ging kaum besser. :-)
Ohne Worte. :-)
Nach ein paar Tagen auf der Insel sind wir wieder zurück nach Sihanoukville gefahren und haben für 3€ die Nacht in einem Dorm im Monkeys Republic geschlafen. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Vietnam, worüber ich im nächsten Bericht erzählen werde ...

Viele Grüße aus Da Lat! :-)