Dienstag, 18. September 2012

Vietnam - Vung Tau bis Mui Ne

Der Sattel vibriert ... alles noch etwas wackelig. Pedal runter - erster Gang, Pedal hoch - zweiter, dritter und vierter Gang. Ein Honda Win 100cc (ein Fake von Canary, aber trotzdem unter Honda Win bekannt). So wie es die meisten fahren, die auf zwei Rädern durch Vietnam touren. Lässt sich an jeder Ecke reparieren und Ersatzteile sind i.d.R. auf Lager und günstig. Sie hat einen großen Gepäckträger, ist nicht die schönste, aber hat Charakter.
Meine Canary Win 100cc, das erste Mal mit Gepäck bespannt.
Nach ein paar Kilometern geht das Schalten immer flüssiger von der Hand. Das fahren macht wirklich Spaß. Die Landschaft ist Interessant und die Gewissheit überall stoppen zu können, für jede Pinkelpause, jeden Snack und sonstigen nötigen oder unnötigen Grund macht einfach frei. Das erste Ziel ist Vung Tau. Eine kleine Stadt die zwischen Ho Chi Minh und Mui Ne, an der Südost-Küste von Vietnam, liegt. Hier gibt es nicht sonderlich viel zu unternehmen, aber es muss ja nicht gleich am ersten Tag eine lange Tour gefahren werden. Ich bin gegen Nachmittag in Vung Tau angekommen. Habe nach einem Guesthouse gesucht, das im Lonely Planet empfohlen wurde. Nachdem ich ein paar mal um den Block gefahren bin, in dem es sich eigentlich befinden sollte, habe ich dann ein anderes Guesthouse angesteuert. Der Besitzer konnte nicht wirklich Englisch und hat mich gefragt woher ich komme. "I'm from Germany!". "Ahhh ... ich in Deutschland gearbeitet! In Mannheim!". Jaja, so klein ist die Welt! Ich bin im Hotel geblieben und habe noch ein paar Sätze sehr gebrochenes Deutsch mit dem netten Besitzer gewechselt. Dann habe ich erst mal meine Sachen auf's Zimmer gebracht und mich etwas ausgeruht. Abends bin ich dann noch etwas essen gegangen und durch Vung Tau gefahren. Wieder im Hotel angekommen, habe ich noch etwas mit dem Besitzer gesprochen. Er würde gerne wieder nach Deutschland gehen, sagte aber, das geht erst, wenn er 50 ist. Dann hat er mich noch gefragt was ich so mache und mir von seiner Tochter erzählt, die gerade Englisch studiert und total attraktiv sein soll. Vorher hat er mich natürlich gefragt, ob ich verheiratet bin und auf mein Verneinen dann, ob ich eine Freundin habe. Er hat mir seine Nummer gegeben, damit ich ihn anrufen kann, wenn ich mal Probleme habe. War insgesamt ziemlich nett. Am nächsten Morgen hat er mich dann noch zum Frühstück eingeladen und mir dabei erzählt, dass er eine Kaffe- und eine Teeplantage in Buon Ma Tout hat.
Der nette Besitzer des Hotels in Vung Tau am Frühstückstisch. :-)
Habe sie erst vereinzelt in Vorgärten und ohne Früchte gesehen, hier dann ganze Felder zwischen Vung Tau und Mui Ne - Drachenfrucht, soweit das Auge reicht!
LKW voll mit Drachenfrucht. 

Und was verkaufen die lokalen Geschäfte in der Gegend? Drachenfrucht!
Nach dem Frühstück bin ich dann nach Mui Ne gefahren. Bin gegen Nachmittag angekommen und wollte im Mui Ne Backpackers einchecken, das aber leider schon voll war. Vor dem Hotel hat mich ein Vietnamese gefragt, ob ich ein Hotel brauche. Er wollte wissen, was  ich ausgeben will und meinte, er könnte mir eine Unterkunft für 5-6$ besorgen. Ich dachte mir, ich habe ohnehin nichts zu verlieren, also bin ich ihm hinterher gefahren und habe mir das Hotel zeigen lassen. Am Hotel angekommen ist er kurz rein um die Preise zu checken. Sie haben Räume für 5$, allerdings haben sie derzeit Bauarbeiten und es kann sehr laut werden. Ich meinte noch, solange es günstig ist, ist mir das egal, aber er wollte mir dann ein anderes Guesthouse zeigen. Im anderen Guesthouse angekommen habe ich ein richtig großes Zimmer, mit eigenem Bad für 6$ bekommen, echt super! Nach dem einchecken hat er mir dann erzählt, dass er Easy-Rider Touren anbietet. Easy-Rider sind Vietnamesen die zusammen mit Touristen Motorradtouren durch Vietnam machen um Orte und Eindrücke zu zeigen, die man auf normalen Touristentouren nicht erhält. Er nannte sich Mr. Water - manchmal auch Mr. Happywater, meist gegen Abend, wenn er Happywater (Reisschnapps) getrunken hatte. :-P
War irgendwie klar, dass da noch was im Busch ist, aber da er mir wirklich geholfen hat, habe ich mir die Sache mit seinen Touren zumindest mal angehört. Die Fazits die ihm Touristen geschrieben haben klangen wirklich interessant, da ich jedoch gerade erst 300$ für das Motorrad ausgegeben habe, wollte ich nicht gleich eine teure Tour starten. Das habe ich ihm dann erklärt und er hat mich gar nicht bezüglich der Touren gedrängt. Fragte mich dann nur, was ich abends noch geplant habe. Als ich ihm sagte, dass ich bisher nichts vor hatte, fragte er mich, ob ich mit zu seinem Freund kommen will, etwas essen. Habe direkt zugesagt, hatte ja ohnehin nichts zu tun. Nach einer Weile hat mich dann noch der Vietnamese aus Vung Tau angerufen, hat mich gefragt ob ich gut angekommen bin und wann ich mal wieder nach Vung Tau komme. Abends waren wir dann bei Mr Waters Freund Mr Binh, auch ein Easy Rider und ich wurde zu Essen und Happywater eingeladen. Wir haben noch eine ganze Weile über Mui Ne, seine Entwicklung und die Touristen aus verschiedenen Ländern geredet. Z. B. sind Russen nicht besonders beliebt, da die meisten außer Russisch keine andere Sprache sprechen. Bei Franzosen ist es ähnlich, aber nicht ganz so schlimm. Sie haben mich gefragt, ob ich schon mal Hund gegessen habe. Ich habe verneint, aber gesagt, dass ich es durchaus mal probieren würde. Also haben wir uns für den nächsten Abend verabredet um Hund zu essen.
Mr. (Happy) Water am Einschenken. Der Reisschnapps wurde in Tüten verkauft. Normalerweise ist er klar, aber die Vietnamesen machen noch etwas getrocknete Banane (und glaube es sind noch andere Sachen dabei), damit es besser schmeckt. Dann bekommt der Reisschnapps die Whiskey-ähnliche Farbe. :-)
Am nächsten Tag bin ich dann nach dem Frühstück los und habe mich auf die Suche nach den Sanddünen gemacht. Es gibt bei Mui Ne rote und weiße Sanddünen. Die roten Sanddünen sind im Norden der Stadt.
An den Dünen angekommen, sind direkt ein paar Kinder auf mich zugekommen um mir ihre Plastikunterlagen zum Dünen-rodeln anzudrehen. Mir wurde gesagt, dass man auch welche in den Dünen findet, wenn man etwas weiter rein läuft. Also habe ich dankend abgelehnt und bin in die Dünen gestapft. War schon recht beeindruckend, wie der rote Sand zu riesigen Bergen geformt wurde und in Windeseile alle Fußspuren verwischt hat, die in ihm hinterlassen wurden. Nach etwas Laufen habe ich dann festgestellt, dass es doch nicht so viele Rodelunterlagen in den Dünen gibt, wie mir erzählt wurde und so bin ich doch mit einem der Kinder gerodelt. War recht lustig gewesen, auch wenn man danach überall und ich meine wirklich überall, voll mit Sand ist!
Die roten Sanddünen in Mui Ne.

Dünenrodeln! :-D
Nach den roten Sanddünen habe ich mich auf die Suche nach den weißen Sanddünen gemacht. Bin also mit dem Motorrad durch die Gegend gefahren und habe mich durchgefragt. Unterwegs habe ich dann Marie aus Frankreich getroffen, die sich einen Roller ausgeliehen hat und auch auf der Suche nach den weißen Sanddünen war. Also haben wir uns zusammen auf die Suche gemacht. Glücklicherweise kam ein Minivan an uns vorbei gefahren, mit dem üblicherweise Touris transportiert werden. Wir sind ihm hinterher gefahren und siehe da - er hatte Touris an Board und ist tatsächlich zu den weißen Sanddünen gefahren. Diese waren größer als die Roten und wieder ziemlich beeindruckend. Hier konnte man sich Quads mieten um durch die Dünen zu fahren und natürlich auch rodeln. Da ich bereits gerodelt bin und froh war, nur noch ab und an Sand zwischen den Zähnen zu haben, verzichtete ich auf eine zweite Partie Rodeln. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir dann heimgefahren.

Wer suchet, der findet! Die weißen Sanddünen in Mui Ne.

Da muss man schon mal langsam fahren. :-)

Um einiges größer als die roten Sanddünen und auf jeden Fall den Weg wert!

Hier hinterlässt man noch Fußspuren! Marie, wie sie die Dünen runter gerannt ist.

Hier mal ein Eindruck, wie es in den Dünen gewindet hat.
Daheim dann erst mal unter die Dusche und kurz danach waren auch schon Mr Water und Mr Binh an meinem Hotel. Wir haben gemeinsam gegessen und wieder wurde Mr Water zu Mr Happywater. Sie haben mir noch auf einer Landkarte ihre Route gezeigt und verschiedene Städte sowie ein paar Sehenswürdigkeiten aufgeschrieben. Wirklich super nett von den beiden! Hund schmeckt übrigens ähnlich wie Rind. An sich ganz ok, nur der in Scheiben geschnittene Schwanz war mir etwas knorpelig, aber die beiden Easy Rider haben ihn gerne gegessen. Wir haben noch etwas geredet und Mr Binh hat mich am nächsten Morgen zu einem Abschiedskaffe eingeladen. Wir haben uns im Kaffeshop seiner Schwester getroffen und da hat er mir noch mal die Route gezeigt und erklärt, welche Straßen ich am besten fahre. Er hat mir seine Karte mit seiner Nummer gegeben und mir gesagt, ich solle anrufen, wenn ich irgend ein Problem habe. Auch wenn ich an einer Werkstatt steht und sie versuchen mir viel zu viel zu berechnen, soll ich ihn einfach anrufen.

Das links ist Hundefleisch, rechts dann der Schwanz in Scheiben geschnitten.

Gefüllter Tintenfisch - super lecker!

Mr Binh und Mr Happywater, die coolsten Easy Rider aus Vietnam! :-)
So viel zum Thema, in Vietnam sind alles nur Abzocker und alle sind auf dein Geld aus! Das mag für viele stimmen, aber sicher nicht für alle! Es war mit eine der positivsten Erfahrungen, die ich in Vietnam machen durfte! :-)

Vielen Dank an dieser Stelle noch mal an Mr Water und Mr Binh - wer eine coole Tour auf zwei Rädern durch Vietnam machen möchte, kann die beiden unter diesen Daten kontaktieren:

Mr Water:
Phone: +84 (0)908 469 585
E-Mail: thuytourmuine@gmail.com

Mr Binh:
Phone: +84 (0=989 297 648
E-Mail: mrbinhsahara@hotmail.com